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grosswohnhäuser stellen eine weltweit errichtete charakteristische architekturform der modere dar. dabei bestimmten die seit ende des 1.weltkriegs zu leitmotiven des wohnungsbaus erhobenen ideen der normierung und rationalisierung diese bauten grundlegend. für die nachkriegsarchitektur in ost- und westdeutschland maßgeblich wurden vor allem ernst neuferts in der kriegswirtschaft des dritten reichs entwickelten normierungskonzepte - angeleitet von als ideal angesehenen menschlichen körpermaßen. in der ddr setzten sich diese ansätze einer vereinheitlichung bis zu auf die wohn- ungsbauserien abgestimmten typisierten möbeln fort. die wohnscheiben am brühl entstanden in den 60er jahren als eine wohnanlage mit modell- charakter: in repräsentativerinnenstadtlage sollte die utopie des 'sozial- istischen wohnens' mustergültig umgesetzt, sollten individuum und gemeinschaft miteinander verwoben werden. doch wie weit reichte die idee der vergemeinschaftung tatsächlich? welche strategien der aneignung der häuser praktizierten die bewohner, die sich mit konkreten politischen ansprüchen konfrontiert sahen, aber nach eigenen vorstellung einrichten?